Leben und Wirken des Dichters Christian Friedrich Hunold (1680-1721)
Christian Friedrich Hunold wurde am 29. September 1680 als
Sohn des Gräflich Gleichen-Hatzfeldtischen Pachtmannes Tobias
Hunold in Wandersleben geboren.
Der Vater bewirtschaftete das gräfliche Vorwerk, welches sich
ehemals auf dem Gelände der Domäne Wandersleben
befand (Umfeld der heutigen Grundschule).
Bereits 1691 starben die Eltern innerhalb eines Monats an
einer "hitzigen Krankheit",
wie man den Kirchenbüchern entnehmen kann.
So war Christian Friedrich Hunold seit seinem 11. Lebensjahr mit
weiteren vier Geschwistern Vollwaise.
Da die Eltern ein ansehnliches Erbe hinterlassen hatten, konnte er eine
gute Bildung genießen.
Er ging in Arnstadt zur Schule und wechselte später auf das
"Gymnasium illustre Augusteum" nach Weißenfels. Dieses wurde
seit 1678 vom berühmten Meister barocker Poetik, Christian
Weise, geleitet.
Ab 1698 studierte er an der Universität Jena
Jurisprudenz, mußte aber 1700 das Studium aus Geldmangel
abbrechen.
Sein Wanderslebener Vormund lehnte jegliche weitere
Unterstützung ab,
so dass der 20jährige allein auf sich gestellt nach
Möglichkeiten
suchen musste, wie sein Lebensweg weiter zu gestalten war. In
höchster
finanzieller Notlage wandte er sich nach Hamburg. ( Quellen berichten
von dem Umstand, dass er im Winter ohne Winterkleidung loszog!)
Hamburg war zu jener Zeit eines der bedeutenden kulturellen Zentren
nördlich der Alpen; es existierte ein bürgerliches
Opernhaus, Verlage
und mit ihnen Autoren und Wissenschaftler waren in der wohlhabenden
Hansestadt ansässig.
Hunold fand eine Anstellung als Schreiber bei einem Advokaten, hatte
jedoch nach kurzer Zeit Verleger und Künstler kennen gelernt,
so dass
an eine Veröffentlichung seiner Texte wirklich zu denken war.
1700 erschien sein erster Roman mit dem Titel Die
galante und verliebte Welt. Dieses Werk begründete
seine Anerkennung als Schriftsteller.
Er wählte ab dieser Zeit das Pseudonym MENANTES
für seine Werke. Das Pseudonym entlehnte er nach eigenem
Bekunden einer
Oper, die er während seines Aufenthaltes in
Weißenfels gesehen hatte.
Es folgten weitere Gedichtbände und Romane, in denen er zum
Teil Zu-
und Umstände an der Hamburger Oper, aber auch im
bürgerlichen und
aristokratischen Umfeld der Stadt satirisch zuspitzte und
gehörig
karikierte.
Heutigen Lesern mag sich der Text mancher Satiren nicht mehr vollständig zu entschlüsseln; Zeitgenossen erkannten durchaus sich und andere wieder - ein Skandal ließ nicht lange auf sich warten.
Menantes wurde darüber hinaus einer der
Hauptvertreter einer
Ausrichtung des Barockromans, die in der Literaturwissenschaft heute
als Galante Literatur bezeichnet wird.
Das Wort "galant" ist
bereits im Titel seines Erstlings enthalten und meint unter anderem,
dass der historisch-höfische Roman des frühen Barock
auf die eher
private Ebene des Liebesromans gebracht worden ist.
Doch allein in diesem oberflächlich anmutenden Kontext ist
Menantes' Werk nicht zu sehen.
Ausdrücklich bekennt er sich zum bedeutendsten Vertreter der
Zweiten Schlesischen Dichterschule, D.C.v. Lohenstein
sowie zum berühmten Philosophen der
Frühaufklärung, Ch. Thomasius.
Schilderungen frivoler erotischer Abenteuer stehen somit neben strengen
Poetik- und Rhetoriklehren und erörternden Gedanken zur
Zeitgeschichte,
Politik und Philosophie.
Christian Friedrich Hunold wurde auch durch seine
Zusammenarbeit mit
dem Komponisten Reinhard Keiser an der 1. Hamburger Oper, die 1678
gegründet worden war, als Librettist bekannt.
Er überarbeite 1703 die von G.C. Schürmann verfasste
Oper "Salomo" und schuf 1704 als eigenes Werk die
Oper "Nebucadnezar". Darüber hinaus stammt
noch das Passionsoratorium "Der blutige und Sterbende Jesus"
aus seiner Feder, das im Hamburger Dom uraufgeführt wurde. Aus
dieser
Arbeit als Librettist erklärt sich auch der Umstand, dass der
Name
Menantes heutigen Musikwissenschaftlern häufig vertrauter ist
als
Germanisten.
Auch in späteren Jahren pflegte Hunold die Zusammenarbeit mit verschiedenen zeitgenössischen Komponisten bzw. erfuhr seine Dichtung bei ihnen solche Wertschätzung, dass seine Werke von ihnen vertont wurden.
So sind mindestens sechs Kantaten Johann Sebastian
Bachs aus dessen Köthener Zeit mit Texten Hunolds
versehen.
Weitere musikalische Werke unter Hunolds Beteiligung finden sich im
Werkverzeichnis von Georg Philipp Telemann sowie
des Anhaltiners Johann Friedrich Fasch.
Möglicherweise kreuzten sich die Wege Bachs und Menantes'
bereits in
Thüringen, vielleicht auch später im Anhaltinischen,
als Menantes
bereits in Halle ansässig war. Beweisbar sind diese
Überlegungen nicht,
allenfalls Gedankenspielereien.
Nachdem Hunold in seinem Werk Satyrischer Roman zu viele und
für
einige Bürger kompromittierende Einzelheiten des Hamburger
Opernlebens
enthüllt hatte, musste er Hamburg fluchtartig verlassen und
fand nach
vergeblichen Anstellungsbemühungen am Fürstenhof zu
Wolfenbüttel
Zuflucht in seinem Heimatort Wandersleben.
Zu dieser Zeit war er bereits ein angesehener und in ganz Deutschland
bekannter Schriftsteller.
Von Wandersleben aus erschien unter anderem "Die
allerneueste Art zur reinen und galanten Poesie zu gelangen",
einem für die Theorie der Oper und Dichtkunst wichtigen Werk,
das im
wesentlichen Gedanken seines Freundes Erdmann Neumeister aufnahm.
Hunolds Vorwort endet mit den Worten "Nicht
weit von Freudenthal bey dem Schlosse von Gleichen. Den 28. Juli 1706."
- (Dieses und sechs weitere Werke konnte der
Menantes-Förderkreis
Wandersleben mit Hilfe von Sponsoren und durch Förderung des
Freistaates Thüringen für das künftige
Museum bereits ankaufen.).
Weiterhin erschienen von Wandersleben aus "Die beste Manier in honneter Conversation sich höflich und behutsam aufzuführen und in kluger Conduite zu leben und Die allerneueste Manier zu reden".
Zwischen 1706 und 1708 konnte Hunold zweimal in den
Kirchenbüchern als Pate nachgewiesen werden.
Unter
anderem als Pate beim Sohn des Pfarrers Anton Daniel Wirth. Seine
Versuche, Anstellung zu finden, führten ihn mehrfach nach
Arnstadt und
Rudolstadt; allerdings erfolglos.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1708 begab sich
Hunold nach Halle
an der Saale und hielt ab dieser Zeit Vorlesungen über Poetik
und
Rhetorik.
1714 erwarb er den Abschluss als Doktor der Rechte an der
Universität Halle.
Ebenfalls 1714 ehelichte er die Tochter des Hoch-Fürstlichen
Anhalt-Bernburgischen Commisarius Zindel. Aus dieser Ehe gingen vier
Kinder hevor.- Unser Hunold-Menantes wurde solide, provozierte keine
Skandale mehr und ging seiner Tätigkeit als Dozent und Dichter
nach.
Neuere Forschungen haben bestätigt, dass 1680 als Geburtsjahr des Dichters anzusehen ist. Dies ergibt sich aus den Eintragungen im Sterbebuch der St.Ulrichs-Kirche zu Halle an der Saale; danach ist Hunold "mit 41 Jahren im 10. Monat gestorben" (06.08.1721).
Der an der University of California, Los Angeles, tätige Germanist und Hunold-Kenner Hans Wagener schreibt über Hunold: "Die außerordentlich hohe Zahl der Auflagen, wie sie, mit Ausnahme von Christian Weise, von keinem Autor des 17. Jahrhunderts erreicht wurde, demonstriert am besten die Beliebtheit der Hunoldschen Romane".
Nachdem der Wanderslebener Ortschronist Walther Heinze in seiner 1925 erschienenen Publikation "Aus dem Gebiet der Drei Gleichen - Wandersleben" erstmals wieder auf Christian Friedrich Hunold hingewiesen hatte, war das Wissen um diese Persönlichkeit zwar bei geschichtlich interessierten Bürgern vorhanden, aber eine der Bedeutung entsprechende Würdigung Hunolds erfolgte bisher nicht.
Am 14. Mai 2002 fand im Wanderslebener Pfarrhaus ein
vielbeachteter Vortrag statt.
Die ortsansässige Germanistin Dr. Cornelia Hobohm stellte in
einem
Literatur-Geschichtsvortrag Leben und Werk Hunolds vor und
verdeutlichte seinen Stellenwert in der deutschen Literaturgeschichte.
Als Ergebnis des Abends entstand ein FÖRDERKREIS ZUR
WÜRDIGUNG DES DICHIERS MENANTES.
Unter Federführung der evangelischen Kirchgemeinde
Wandersleben soll im
Geburtsort Wandersleben im Jahr 2003 ein Denkmal für Menantes
errichtet
und bis zum Jahr 2005 im Nebengebäude des Pfarrhofes ein
Museum
ausgebaut und gestaltet werden.
Die Thüringer Literarhistorische Gesellschaft PALMBAUM widmet Menantes auf Anregung des Förderkreises im Jahr 2005 eine wissenschaftliche Tagung. Innerhalb eines halben Jahres konnte ein tragfähiges Konzept entwickelt werden, um im Jahr 2005 den 325. Geburtstag des Dichters würdig zu feiern.